Skip to content

Geschichtliche Zeitreise

Die Alte Schützengilde von 1813 zu Sarstedt e.V. ist der älteste Sarstedter Verein. Das Schützenwesen in Sarstedt selbst besteht jedoch schon wesentlich länger. So findet sich schon 1799 eine Eintragung in den Büchern der „Cämerey-Casse“ über eine „alte Schützenwiese“, wie aus alten Steuerdokumenten zu ersehen ist. Es gibt aber auch Aufzeichnungen über ein aktives Schützenwesen bereits aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts, wo vom jährlichen Freischießen und von Schaffern die Rede ist.

In der Zeit von 1813 bis 1828 zahlte die Stadt jährlich einen Thaler in die Schützenkasse. Von diesem Geld wurde die Bürgerscheibe für das Freischießen gekauft. Mit kleineren Lücken lässt sich anhand der seit 1828 geführten Protokollbücher die Geschichte des Vereins und seiner Schützenfeste nachzeichnen.

Am 05. Januar 1896 beschloss die Generalversammlung der Alten Schützengilde den Neubau eines Schießstandes im Bartel’schen Garten (heute Innerstebad). Einige Jahre später, 1906, beschloss man erstmalig die Anschaffung von Uniformen.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts nahm der Verein einen erfreulichen Aufschwung und führte allerlei Neuerungen ein. So wurde eine Jugendgruppe eingerichtet, die allerdings damals die 18 bis 20jährigen betraf. Die bisher übliche großkalibrige Büchse wurde durch das Kleinkalibergewehr ersetzt, und auch mit der Pistole wurde gelegentlich geschossen. 1927/1928 änderte der Verein seinen Namen von Sarstedter Schützengesellschaft in Alte Schützengilde zu Sarstedt und 1929 war es die Jagdhütte von Otto Gott die als neues Schützenhaus im Stadtgarten errichtet wurde.

Ende der 30er Jahre wurde auch das Schützenwesen in Sarstedt durch die Nationalsozialisten gleichgeschaltet und das sportliche Schießen als vormilitärische Ausbildung genutzt. 1939 wurde die Alte Schützengilde aus dem Vereinsregister gelöscht.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde ab 1951 an die Alte Schützentradition in Sarstedt angeknüpft. Der neu gegründete Schützenverein von 1951 erkannte die Alte Schützengilde von 1813 als Traditionsverein an.

1953 fand der erste Spatenstich für das neue Schützenhaus am Ahrberger Weg (heute Am Festplatz) statt. Zwei Jahre später konnte es eingeweiht werden. Ein entscheidendes Jahr in der Geschichte der Alten Schützengilde ist 1962. Damals wurde beschlossen, eine Damen- und eine Jugendabteilung innerhalb des Vereins zu gründen. Eine Entscheidung, die sich auf das Vereinsleben überaus positiv ausgewirkt hat.

In den vergangenen fünf Jahrzehnten wurden zahlreiche An- und Umbaumaßnahmen am Schützenhaus und an der Schießsportanlage durchgeführt, um den modernen Modalitäten des Schießsports gerecht zu werden.

Streifzug der Sarstedter Schützenfeste in alten Zeiten

Sarstedt ist ohne seine alljährlichen Schützenfest nicht denkbar. Vier Tage lang treffen sich die Schützen auf Festplatz, meistens in der zweiten Juniwoche, um mit allen Einwohnern der Innerstestadt gemeinsam das „Fest des Jahres“ zu feiern. Das dieses Fest von den Schützen für die gesamte Einwohnerschaft veranstaltet wird und damit an das frühere Freischießen anknüpft, kommt in seiner vollständigen Bezeichnung „Freischießen, Volks- und Schützenfest“ zum Ausdruck.

Die enge Verbindung der Sarstedter mit ihren Schützen ist durch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte gewachsen und darauf zurückzuführen, dass das Schützenwesen früher eine Angelegenheit aller Bürger war. Bis 1955 wurde deshalb auch an dem alten Brauch der „Bürgerversammlung“ festgehalten. Sie diente dem Zweck, das Freischießen bzw. Schützenfest gemeinsam mit allen Bürgern vorzubereiten. Bis dahin wählten die Bürger den Festausschuss aus Schäffern, Oberführern und Fahnenträgern.

Schützenwiese

Auf der Schützenwiese, die etwa 10000 Quadratmeter groß war, befanden sich auch ein Schützenhaus und der Schießstand. Hier wurde geschossen und das Fest gefeiert. Im Schießstand durften sich nur der Schießende und die beiden nächsten Schützen aufhalten. Wer darüber hinaus angetroffen wurde, musste ein Strafgeld in die Schützenkasse zahlen. Geschossen werden durfte mit jeder „passlich erscheinenden Büchse oder Gewehr“. Wer aus Zufall oder mit Absicht gleichzeitig zwei Kugeln auf die Scheibe schoss, wurde vom vereidigten Scheibenseher angezeigt und zu 1 Thaler und 18 Groschen Strafe verurteilt. Außerdem wurde ihm auf diesen Schuss kein Gewinn angerechnet.

Festumzüge

Am Festsonntag traf man sich um halb zwei Uhr im Rathaus und pünktlich um zwei Uhr nahm der Umzug seinen Anfang. Im Zug herrschte strenge Ordnung. Die Spitze bildete das Magistratskollegium, ihm folgten die alten, dann die jungen Schützen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Zug in vier Rotts gegliedert, die aus den Schützen der einzelnen Stadtteile bestanden. Jedes Rott hatte seine eigene Fahne, die so genannte „Viertelfahne“. Wie hoch das Freischießen früher eingeschätzt wurde, kann man daran erkennen, dass die Bürger sich am Umzug in Frack und Zylinder beteiligten.

Im Holzzelt wurde gefeiert

Gefeiert wurde in einem großen Holzzelt das alljährlich auf der alten Schützenwiese aufgebaut wurde. Später fanden die Feste im Holzzelt Auf der Bleiche statt. Zusammen feierten mit den Schützen darin, links die Turner und rechts die vereinsfreien Bürger mit ihren Familien. Am Festsonntag gab es im Bürgerzelt nachmittags auf Kosten der besten Männer für alle Erdbeerbowle. Auch eine Lüttje-Lagen-Theke war damals schon vorhanden.

Verfasser: Werner Vahlbruch

Consent Management Platform von Real Cookie Banner